Kann die geschlechterspezifische Systemrechtfertigung durch systemerhaltende Forderungen nach Gleichberechtigung reduziert werden?
Das Arbeits- und Familienleben wird in Österreich immer noch stark anhand traditioneller Geschlechterrollen aufgeteilt. Diese Tatsache ist unter anderem das Resultat davon, dass Menschen dazu neigen, vorherrschende Systeme zu rechtfertigen und beibehalten zu wollen. Die Theorie der Systemrechtfertigung besagt, dass wenn das System bedroht wird, die Motivation zur Systemrechtfertigung ansteigt. Die vorliegende Studie nimmt an, dass verschiedene Formulierungen der Forderungen nach Geschlechtergleichheit die Einstellung gegenüber dem Geschlechtersystem unterschiedlich beeinflusst. Systemerhaltende Formulierungen sollten demnach eher zu einer Verringerung der Rechtfertigung des Geschlechtersystems führen, systembedrohende Formulierungen dagegen eher zu einem Anstieg der Systemrechtfertigung. Darüber hinaus wurde untersucht, ob politische Orientierung, allgemeine Systemrechtfertigung, benevolent-sexistische Einstellungen sowie nationale Identifikation die Manipulationswirkungen moderieren. An der Studie nahmen 163 Männer teil, welche entweder systembedrohende oder systemerhaltende Aussagen zum Geschlechtersystem lasen. Anschließend wurde die geschlechterspezifische Systemrechtfertigung abgefragt. Die Ergebnisse zeigten, dass je mehr sich Männer mit Österreich identifizierten, je mehr politisch rechts sie sich einstuften, je hostil-sexistischer und je mehr sie generell zu Systemrechtfertigung neigten, desto höher befürworteten sie auch das Geschlechtersystem. Wider Erwarten konnte kein Zusammenhang mit benevolent-sexistischen Einstellungen nachgewiesen werden. Die Studie konnte nicht belegen, dass mit systemerhaltenden Formulierungen Systemrechtfertigung vermindert und Einstellungsänderungen hin zu mehr Gleichberechtigung bewirkt werden können. Dies legt nahe, dass Forderungen nach Geschlechtergleichheit, selbst wenn diese als systemerhaltend formuliert sind, nicht funktionieren um bei Männern negative Konsequenzen der Systemrechtfertigung zu überwinden. ; The Austrian work and family life is still very traditional and determined by sexual stereotyping and different gender roles. This leads to the fact that people are motivated to justify, legitimate, and perpetuate the status quo of the system. The theory of system justification postulates, that if the status quo is perceived as threatened, motivation to system justification increases. The present study presumed that different forms of demands concerning the support for gender equality affects attitudes towards the system of gender. When the demands are framed as system-preserving, they should lead to less justifying the gender system. System-threatening messages instead should rather increase system justification. In addition, we examine the impact of individual differences in political orientation, system justification tendencies, national identification and benevolent sexist attitudes on the endorsement of the gender system. The study tested 163 men, who either read system-threatening or system-sanctioned messages concerning the gender-specific system. Afterwards the individuals' motivation to support the status quo was measured. The findings revealed that the more the men identified with their own nationality, the more they saw their political orientation as right-wing, the more hostile sexist views they had and the higher their diffuse tendency to justify systems was, the more they justified the current gender system. Against expectations, we did not find correlations with benevolent-sexist attitudes. Furthermore, the study could not provide experimental evidence for a system sanctioned change of the status quo towards gender equality. These findings indicate that reframing demands for gender equality as patriotic does not work for men to overcome the negative consequences of system justification on support for gender equality. ; Tanja Scharinger ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2017 ; (VLID)1696801